Liebe Europäerinnen, liebe Europäer, liebe Mitmenschen,

mein Name ist Florian Köhler-Langes. Ich komme aus Mainz, bin 34 Jahre alt, habe eine kleine Tochter und bin seit 3 Jahren Postdoc, also promovierter Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kernphysik. In den letzten Jahren habe ich in einem kleinen Kellerloch in Mainz mit den stabilsten Volt!, also der stabilsten Spannungsquelle überhaupt ;-), die elementaren Grundbausteine der Natur mit weltweit höchster Präzision untersucht. Ein Aspekt, der mich an diesen Grundbausteinen besonders fasziniert, ist die Gleichheit dieser Grundbausteine. Zum Beispiel sind die Massen der Elektronen, die wir in unserem Labor untersucht haben, für alle diese Teilchen jeweils immer gleich. Ein Elektron ist ein Elektron, ist ein Elektron, ist ein Elektron. Alle Elektronen haben exakt die gleichen Eigenschaften. Sie sind alle gleich.

So viel zu meinem berufichen Hintergrund, komme ich nun zum Menschen: Was für eine unglaubliche Erfndung der Natur, denn Menschen sind so unterschiedlich, jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum mit einzigartigen Ideen fürs Leben und einzigartiger Identität! Was haben nun Elektronen und Menschen gemeinsam? Elektronen sind Elektronen, aber und das ist die Gemeinsamkeit, Menschen sind Menschen sind Menschen! Alle Menschen sind einzigartig, aber von ihrer Bedeutung und Wichtigkeit sind alle exakt auf einer Ebene. Jeder Mensch ist gleich viel wert!

Komme ich nun zur Politik. Frage: Fußt die derzeitige Politik genau auf folgendem, so humanistischen Axiom:

Alle Menschen sind gleich viel wert,
wir müssen ALLE Menschen, wenn wir Politik machen, berücksichtigen!

Wird dieses so fundamentale humanistische Axiom in der Politik zur Zeit berücksichtigt? Ich denke leider nein. Politiker*Innen (und ich beziehe mich hierbei nur auf die humanistische Politik, also parlamentarische Demokratien), anders gesagt, sämtliche Parteien auf unserm ganzen, so wunderbaren Planeten denken zuerst an ihre jeweiligen Staatsbürger und nicht an ALLE Menschen.

Warum hat diese Bevorzugung der jeweiligen Staatsbürger bis jetzt mehr oder weniger funktioniert? Und warum funktioniert das seit einigen Jahren für viele, unglaublich relevante politische Themen gar nicht mehr? Die Antwort liegt, meiner Meinung nach, in der Entwicklung der Mobilität und der Kommunikation, anders gesagt, in der Verzahnung der gesamten Menschheit, die in den letzten Jahrzehnten bzw. in den letzten Jahren exponentiell zugenommen hat und in atemberaubenden Tempo noch immer weiter zunimmt! Historisch betrachtet leben wir somit in wirklich sehr, sehr besonderen Zeiten!

Ich würde das gern kurz ausführen. Vor gerade einmal 200 Jahren glichen Deutschland und große Teile Europas aus heutiger Sicht einem politischen Flickenteppich, im damaligen Deutschen Bund gab es 38 Zoll- und Mautgrenzen, 38! Für die damaligen Menschen waren diese Grenzen jedoch kaum wahrnehmbare Barrieren, da sie sich in ihrem Leben von ihren jeweiligen Lebensorten gar nicht so weit weg bewegten. Mit voranschreitender Industrialisierung und Mobilität wurden diese Grenzen aber zu einem Problem. Die politischen Zellen wurden zu klein, um politische Probleme der damaligen Zeit zu lösen. Grenzen wurden somit beseitigt und das Zusammenleben in Nationalstaaten organisiert. Die Globalisierung und die Mobilität schritt weiter voran und nahm mit immer schneller werdendem Tempo Fahrt auf. In Europa erkannte man vor etwa 60 Jahren, dass man politische Herausforderungen gemeinsam besser meistern konnte und somit begann der europäische Einigungsprozess. Leider ging diesem Zusammenkommen der erste und zweite Weltkrieg voraus – mit über 87 Millionen getöteten Menschen (17 Millionen plus 60 Millionen).

Heute durchdringt die Globalisierung sämtliche Alltagsprodukte, den gesamten Alltag der Menschen. Ein globaler Massentourismus hat die individuelle Mobilität auf unseren gesamten Planeten ausgeweitet. Und nicht zuletzt hat das Internet unseren Erdball zu einem Dorf schrumpfen lassen, in dem jeder mit jedem zu jeder Zeit annähernd umsonst kommunizieren kann. Was für eine unglaublich schöne Entwicklung, die sehr viel Wohlstand, aber auch neue Herausforderungen brachte.

Und was machte unsere politische Struktur bei diesem unglaublichen, globalen Zusammenwachsen?

Sie kam in diesem so turbo-dynamischen Prozess nicht nach und hinkt dem immer globaleren Zusammenleben deutlich hinterher. Eine Vielzahl, wenn nicht sogar die deutliche Mehrzahl an politischen Herausforderungen, wie Chancengleichheit, Ernährung, fairer Handel, Flucht, Frieden, Klimawandel, Regulierung der globalen Finanzwirtschaft, Ressourcenverteilung, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz (hier alles einfach alphabetisch sortiert) trefen heutzutage die gesamte Menschheit. Sie lassen sich wegen ihrer globalen Dimension – ihrer globalen Verzahnung – in nationalen Parlamenten nicht mehr wirklich nachhaltig stemmen. Die Machtlosigkeit der nationalen Parlamente hat bei diesen Themen in den letzten Jahren immer weiter zugenommen und kanalisiert sich zurzeit in den Parlamenten in Ideenlosigkeit, Resignation, Hilfosigkeit, Oberfächlichkeit und zuletzt leider in sehr gefährlicher Renationalisierung. Dabei bräuchte der in der politischen Struktur anstehende nächste Schritt gar keinen radikalen Systemwechsel. Vergegenwärtigt man sich nur kurz den gerade skizzierten Wandel der politischen Struktur in den letzten 200 Jahren, liegt der nächste Schritt für jeden informierten Erden-Mitbewohner klar auf der Hand: So wie es schon vor 200, 100 oder 60 Jahren passiert ist, müssen wir wieder mal unsere politischen Strukturen den neuen nun globalen Gegebenheiten anpassen und somit vergrößern. Unsere derzeitigen globalen Herausforderungen können nur noch durch größere, also transnationale politische Strukturen konsistent gelöst werden.

Politik darf und kann nicht mehr aus der verengenden Frage gedacht werden: „Was tut den Menschen in Land xyz gut?“ Sämtliche politische Forderungen müssen endlich aus folgender Frage abgeleitet werden: „Was tut ALLEN Menschen, Tieren und Pfanzen auf diesem Planeten gut?“ Alle bisherigen Parteien in Deutschland und Europa, wollen diesen nächsten Schritt nicht gehen, sie ordnen letztendlich all ihre politischen Forderung lediglich dem jeweiligen nationalen Wohl unter.

Volt jedoch überwindet als erste und bisher einzige Partei diese politische Sackgasse, indem es sich als transnationale Partei formiert und durch die Forderung nach einem föderalen Europa eine sehr viel tiefere Verzahnung der Nationalstaaten fordert. Nur zusammen können wir die Probleme unserer Zeit lösen, Frieden bewahren, Wohlstand sichern und weiter ausbauen und darüber hinaus europäische bzw. globale Missstände beseitigen.

Wofür würde ich mich nun als EU-Parlamentarier einsetzen? Die Antwort ist trivial: Natürlich für alle politischen Ziele von Volt! Als Abgeordneter von Volt, will ich die Interessen von Volt vertreten. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr habt zusammen mit unseren europäischen Parteimitgliedern eine wahnsinnig konkrete und detaillierte Agenda – die Amsterdam Declaration – und das dahinter liegende Mapping of Policies verfasst, die in annähernd unendlich vielen Telefon/Video-Konferenzen zusammengesetzt wurden. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass mit diesen großartigen, so umsichtigen, mutigen und vor allem sehr realistischen Visionen, wir die Herzen vieler Menschen erreichen werden.

Ich komme zu meinem Redeende. Ich bin mir sehr bewusst, dass ich innerhalb von Volt jetzt in diesem Moment auf den Schultern von Riesen stehe. Menschen, die sich in den letzten Monaten, den letzten 1.5 Jahren Unglaubliches geleistet habe. Ohne diese Menschen und ohne euch alle würde ich hier jetzt nicht stehen. Ich bin diesen Volt-Riesen – und davon gibt es aus meiner Perspektive unglaublich viele – unglaublich dankbar. Selbstverständlich wünsche ich diesen so engagierten Menschen einen Listenplatz vor mir. Wenn wir jedoch 10 bis 20% bei der Europawahl bekommen sollten, und genau für so einen noch komplett in den Sternen stehenden Erfolg werde ich in den nächsten Monaten all meine Energie abrufen, genau in dem Fall würde ich mich im Europäischen Parlament gerne mit unglaublich viel Elan für unsere Ziele einsetzen.

Unsere Visionen sind progressiv, realisierbar, einfach genial! Die Medien müssten uns bei all dem frischen Wind, den wir in den politischen Diskurs bringen, nach all den zähen Jahren dankbar sein ;-). Endlich wieder Visionen über die man berichten und diskutieren kann! Lasst uns mit dem anstehenden Wahlen, egal, wer nun am Ende wo auf dieser Kandidatinnenliste steht, die politische Resignation, die sich in den letzten Jahren über
viele Europäer*innen gelegt hat, beenden! Lasst uns gemeinsam an einem starken, einem solidarischen, einem weltofenen, einem sozialen Europa bauen! Dies soll kein Traum bleiben, dies soll Realität werden! Der 26.5.2019 wird in die Geschichte als ein Tag eingehen, an dem die erste transnationale Partei mit großem Erfolg in das Europäische Parlament einzog und damit das Ende der europäischen Sinnkrise einläutete!

Für ein weltofenes, an alle Menschen denkendes Europa!
Ich danke euch!

Florian Köhler-Lange,
Berlin, der 10.11.2018