Zum 80. Geburtstag der Vereinten Nationen, am 24. Oktober 2025, habe ich in Mainz eine Kundgebung angemeldet und durchgeführt, die mein wichtigstes politisches Kernanliegen artikuliert: „Globale Demokratie jetzt!“. Mit dieser Friedensdemo auf dem Gutenbergplatz in Mainz ging ein lang ersehnter Traum von mir in Erfüllung.

Es war mir eine sehr große Ehre Andreas Bummel, Gründer und geschäftsführender Vorsitzender von Democracy Without Borders als Gastredner mit dabei zu haben. Großen Dank geht zudem mal wieder an die hochwertige Mainzer Fridays for Future Technik und an weitere Helferinnen und Helfer!

Falls jemand in der Gegend Interesse hat, das Thema Globale Demokratie gemeinsam mit mir voranzubringen, nehmt gerne Kontakt mit mir auf, zum Beispiel über Insta unter florian.koehler.kosmopolit. Ich plane schon die nächsten Aktionen. Stay tuned!

Rede von Andreas Bummel:

Meine Rede:

Und hier nun mein Redetext:

Liebe Mitmenschen,

seit 1.338 Tagen, also seit 3 Jahren und 8 Monaten, führt Putin einen erbitterten Angriffskrieg gegen die Ukraine – mit über 50.000 getöteten oder verletzten Zivilist*innen. Seit 1.338 Tagen leben Millionen Menschen in Angst vor einer weiteren Eskalation dieses Krieges mit der NATO. Seit neun Monaten sitzt Donald Trump wieder im Weißen Haus – mit einer Politik, die offen nationalistisch, autoritär und zutiefst menschenverachtend ist. Xi Jinping stärkt Putin den Rücken und droht Taiwan immer lauter militärisch. Und hier in Europa? Auch hier befinden sich bereits rechtspopulistische, autoritäre Parteien an den Schalthebeln der Macht: Meloni in Italien, Wilders in den Niederlanden, Orbán in Ungarn, Vučić in Serbien, schaut auch nach Schweden, Finnland, Belgien und in die Slowakei. In den anderen europäischen Ländern haben menschenverachtende Parteien derzeit noch nicht die Macht, aber halt leider starken Zulauf. Selbst unsere konservative CDU / CSU schielt immer stärker auf rechtspopulistische Positionen: Systematische Grenzkontrollen, Abschiebungen im großen Stil, Parolen wie „Stadtbild bereinigen“. Diese pauschale Korrelation von Kriminalität und Geflüchteten ist nichts anderes als Rassismus. Unerträglich dieses bräunliche Gefiepe!

Unsere mediale Öffentlichkeit wird derzeit überflutet von Hass, Desinformation und sinnlosen Empörungswellen. Ein sachlicher Diskurs über die wirklichen Herausforderungen unserer Zeit ist nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich.

Lasst uns das stoppen!

Genau deshalb bin ich heute hier. Um laut zu sagen: STOPPT menschenfeindliche Politik! STOPPT Abschottung und Abschiebung! STOPPT den aufkeimenden Nationalismus und Faschismus! Aber – und das ist entscheidend –: Nur „Stop!“ zu rufen wird die weltweite Welle des Faschismus nicht brechen. Wir brauchen mehr als Abwehr! Wir brauchen teilweise eine Korrektur unserer bisherigen politischen Struktur. Wir brauchen eine politische Struktur, die konsistent unsere politischen Herausforderungen löst und unsere Welt wieder handlungsfähig macht. Wir brauchen eine politische Struktur, die wirklich Hoffnung machen kann, weil sie reale Lösungen für unsere gesellschaftlichen Herausforderungen anbieten kann!

Schauen wir uns uns einige dieser Herausforderungen mal an

Dringend zu lösen ist:

  1. Die Klimakatastrophe. Sie bedroht alles Leben auf diesem Planeten. Nur durch schnellstmögliche Klimaneutralität können wir sie aufhalten.
  2. Das Artensterben. Wir brauchen eine intakte Tier- und Pflanzenwelt – ohne sie ist kein menschliches Leben denkbar. Ohne Leben ist unser Planet ein toter Ort.
  3. Die Ressourcenverschwendung. Wir ersticken bald im Müll. Unsere Meere tun das derzeit schon. Und auf der anderen Seite werden Ressourcen knapp. Daher führt kein Weg daran vorbei: Wir brauchen die Kreislaufwirtschaft.
  4. Die soziale Ungleichheit. Zwei Familien in Deutschland besitzen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung – zwei Familien versus 40 Millionen Menschen! Zudem können wohlhabende Menschen mit ihrem Vermögen in der derzeitigen Finanzwelt lediglich mit ein paar Mausklicks enorme Gewinne einfahren. Allein durch Erbschaften, also Geburtenlotterie, nimmt die Kapitalkonzentration immer stärker zu. Diese Schieflage zerstört Demokratie, Gerechtigkeit und Vertrauen.
  5. Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz. KI verändert schon jetzt unsere Arbeitswelt, unsere Kommunikation, unsere Politik. Wir brauchen dringend demokratische Regeln dafür.
  6. Die zunehmenden politischen Spannungen auf unserem Planeten, die uns gerade in eine beängstigende Rüstungsspirale bringen. Gestern Abend wieder: Russische Flugzeuge drangen in den litauischen Luftraum ein. Mir machen solche Nachrichten Angst. 

Soweit zu den Herausforderungen. Kommen wir aber nun zum Kernproblem unserer Zeit

All diese großen Herausforderungen haben eine Gemeinsamkeit. Und genau diese Gemeinsamkeit wird seit vielen Jahren systematisch übersehen! Sieht jemand von euch die Gemeinsamkeit bei diesen Herausforderungen, die ich exemplarisch genannt habe? Klimakatastrophe, Artensterben, Ressourcenverschwendung, Vermögenskonzentration durch Erbschaften und deregulierte Finanzwirtschaft, KI und die Rüstungsspirale. All diese Herausforderungen haben globale Ausmaße. Sie sind global! Klimawandel kennt keine nationalen Grenzen. Artensterben kennt keine nationalen Grenzen! Ressourcenverschwendung kennt keine nationalen Grenzen! Kapital kennt keine nationalen Grenzen! Künstliche Intelligenz kennt keine nationalen Grenzen! Und die politischen Spannungen führen weltweit zu immer stärker verfeindeten globalen Machtblöcken! Aber: Unsere politische Macht ist immer noch national organisiert. Die wirkmächtigsten politischen Strukturen im Jahr 2025 sind noch immer unsere circa 200 Nationalstaaten! Das ist das zentrale Dilemma unserer Zeit: Wir leben in einer globalisierten Welt – aber wir haben keine globale Demokratie, die sie gestalten kann. Unsere Nationalstaaten sind überfordert, weil sie Aufgaben lösen sollen, die längst über ihre Grenzen hinausgehen. Diese Ohnmacht führt zu Frust. Und aus Frust wächst Nationalismus. Wenn wir also den Rückfall in Egoismus und Abschottung verhindern wollen, brauchen wir eine politische Struktur, die global denken und handeln kann. Die Lösung ist klar: Wir brauchen eine Globale Demokratie.

Was bedeutet Globale Demokratie?

Globale Demokratie heißt: Die Menschheit bekommt eine demokratische, handlungsfähige Vertretung auf Weltebene – vergleichbar mit dem, was die EU für Europa ist. Neben der heutigen UN-Generalversammlung als Staatenkammer braucht es ein Weltparlament, das den Willen der Menschen repräsentiert. Eine globale Gesetzgebung, die verbindlich ist. Und eine Exekutive, die globale Entscheidungen umsetzt. Das alles föderal organisiert, so dass nationale Parlamente weiter bestehen – nach dem Subsidiaritätsprinzip: Was lokal lösbar ist, bleibt lokal. Nur globale Probleme werden global geregelt. Das ist keine Revolution, sondern die logische Weiterentwicklung unserer politischen Strukturen – so wie einst die EU oder der Schengenraum entstanden sind.

Warum jetzt?

Wir leben längst in einem globalen Dorf: Wir reisen in Stunden um die Welt, kommunizieren in Sekunden über Kontinente, handeln miteinander, teilen Technologien, Medikamente und Wissen. Doch dieses globale Dorf hat keine demokratische Regierung. Blicken wir in die Geschichte: Nach Fürstentümern entstanden Nationalstaaten. Nach dem Ersten Weltkrieg der Völkerbund. Nach dem Zweiten Weltkrieg die Vereinten Nationen. Und heute – im Zeitalter von Internet, Globalisierung und KI – steht der nächste Schritt an: Eine demokratisch legitimierte Weltordnung. Ich habe überhaupt keine Lust, dass uns wieder erst ein weiterer Weltkrieg zu der Erkenntnis kommen lässt, dass wir es nur gemeinsam schaffen! Wir wissen längst, dass wir jetzt die Globale Demokratie brauchen. Also sollten wir sie auch jetzt wagen.

Wie kommen wir dahin?

Zwei Dinge sind entscheidend:

  1. Wir müssen über diese Idee sprechen, sie verbreiten und sie in die öffentliche Debatte bringen. Ich möchte dazu hier in Mainz eine lokale Gruppe gründen. Wer Interesse hat, kommt bitte nach der Kundgebung auf mich zu!
  2. Wir brauchen eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Selbstverständnis, mit unserer Identität. Zum einen beruht Identität bei vielen auf der Einzigartigkeit ihrer eigenen Persönlichkeit, was ich sehr begrüße. Zum anderen koppeln viele Menschen ihre Identität an Kollektive, wie beispielsweise an eine Religion, eine Nationalität, ein Geschlecht, eine Stadt oder an einen Fußballverein. Derartige Kollketividentitäten sind meiner Meinung nach auch in begrenztem Ausmaß völlig nachvollziehbar, da wir Menschen Rudeltiere sind. Dennoch haben Kollektividentitäten immer ein Problem. Ich bezeichne dies das Ingroup-Outgroup-Problem: Es besteht darin, dass Gruppenzugehörigkeit immer auch ausschließend wirkt. Denn Gruppen leben halt nun mal davon, dass Sie sich vom Rest abheben wollen. Somit sollte man sich verstärkt kritisch mit zu stark gelebten Kollektividentitäten auseinandersetzen. Es gibt jedoch ein Kollektiv, das nicht ausschließend wirkt: Es ist das Kollektiv der Menschheit an sich. Diese Identität: Teil der Menschheit zu sein., sie wäre zur Einführung einer Globalen Demokratie sehr hilfreich!

Hoffnung und Aufbruch: Wir brauchen einen neuen Motivator

Ja, wir leben in schwierigen Zeiten. Aber das ist kein Grund zur Resignation – sondern zur Veränderung. In den letzten 80 Jahren hat die Perspektive auf mehr Wohlstand sehr viele Menschen angespornt und wir sind dadurch auch zu mehr Wohlstand gekommen, inklusive höherer Lebenserwartung und gesünderer Lebensweise. Unsere planetaren Grenzen verwehren uns aber nun noch weitere materielle Wohlstandszuwächse. Das ist aber letztlich nicht schlimm: Denn wir brauchen keine neuen SUVs, keine noch größeren Wohnungen, keine dritte Smartwatch. Wir müssen daher unseren Motivator wechseln! Es sind nicht mehr die materiellen Wohlstandszuwächse, unser neuer Motivator könnte die Zukunftsperspektive auf ein noch schöneres, ein menschlicheres Leben sein, was uns in unserem Handeln in den nächsten Jahrzehnten antreibt: Klimaneutralität, Umweltschutz, Ressourcenkreislauf, was für hammer gute, coole, sinnstiftende Zielsetzungen sind dass denn! So können wir endlich im Einklang mit unserem Planeten leben. Zudem können wir für mehr Gerechtigkeit, Menschlichkeit und mehr Mut zum Teilen eintreten! Aber um all diese Ziele zu erreichen, um die es so sehr zu kämpfen lohnt, genau hierfür brauchen wir eines, um sie miteinander fair und auf Augenhöhe auszuhandeln. Und genau diese Möglichkeit des Miteinanders auf Augenhöhe, genau das bietet die Globale Demokratie! Wenn wir das begreifen, können wir eine friedlichere und gerechtere Welt gestalten. Wir brauchen dazu eine handlungsfähige Menschheit. Daher hier und heute diese Forderung: Globale Demokratie – jetzt!

Danke.

Florian Köhler
Mainz, 24. Oktober 2025

Alle weiteren Dokumente findet ihr hier:

Aufruf zur Friedenskundgebung: Globale Demokratie jetzt!, 10. Oktober 2025, Mainz
Pressemitteilung zur Friedenskundgebung: Globale Demokratie jetzt!, 13. Oktober 2025, Mainz
Redebeitrag Andreas Bummel zur Friedenskundgebung: Globale Demokratie jetzt!, 24. Oktober 2025, Mainz
Redebeitrag von Florian Köhler zur Friedenskundgebung: Globale Demokratie jetzt!, 24. Oktober 2025, Mainz
Willkommensworte zur Friedenskundgebung: Globale Demokratie jetzt!